Wenn ich als Mensch einen oder mehrere Hunde halte, bilde ich mit diesen kein Rudel. Das ist biologisch schon nicht möglich, weil Rudel sich nur innerartlich bilden und nur zwischen Hunden im Familienverbund. Hunde, die also nicht miteinander verwandt sind bilden eine Gruppe von Hunden, ich als Mensch bin aber immer noch kein Hund.
Total logisch, oder? Deswegen zeugen die (oft auch von Trainern gehörten) folgenden Sätze von Unwissenheit:
„Ich bin der Rudelführer“
„Ich bin Chef“
„Ich bin das Alpha-Tier“
Wie kann ich als Mensch ein Alpha-Tier sein? Wenn ich zwei Wellensittiche halte, bin ich dann Mitglied einer Vogelschar?
Wie sieht das bei Besitzern von Kühen aus? Bilden diese zusammen mit ihren Tieren eine Herde? Steht der Viehbauer jeden Tag im Konkurrenzkampf mit seinem Zuchtbullen?
Warum lässt der Mensch in Sachen Hund so viel Logik außer Acht?
Ich als Mensch bin eine völlig andere Spezies als mein Hund.
Ich laufe auf zwei Beinen, habe keine Rute und kein Fell und meine Art zu kommunizieren ist eine ganz andere. Unsere Hunde wissen das!
Der Hund wurde im Zuge der Domestikation sehr auf den Menschen geprägt, was ein großer Vorteil im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund ist. Der Hund ist so anpassungsfähig an uns Menschen wie kein anderes Tier. Weshalb glaubt der Mensch also, jeder Hund strebe nach der Weltherrschaft und müsse unterjocht werden?
Gemäß der immer noch vorherrschenden Dominanztheorie muss der Mensch gegenüber dem Hund seine Position an der Spitze der Rangordnung behaupten. Grundlegend hat die Dominanztheorie einen negativen Einfluss auf den Umgang mit dem Hund und die Mensch-Hund-Beziehung und bietet keinen Lösungsansatz für eine Verhaltensänderung. Der Hund versteht unser Verhalten nicht, wenn wir uns nach der Dominanztheorie richten.
Der Hund wird damit nur verunsichert und reagiert verhaltener, weil er die Veränderung des menschlichen Verhaltens wahrnimmt. Dies ist aber kein Trainingserfolg.
Hunde sind intelligente, hoch soziale und absolut liebenswerte Lebewesen, die uns Menschen sehr viele Fehler verzeihen. Sie geben sich die größte Mühe, uns zu verstehen. Leider ist das umgekehrt nur sehr selten der Fall.
Mensch und Hund bilden eine soziale Gemeinschaft. Nicht mehr und nicht weniger. Mein Hund ist ein Familienmitglied, für das ich Sorge trage. Ich muss kein Chef, Anführer, oder ähnliches sein. Ich habe mich entschlossen meinen Hund zu mir zu holen, er hat sich das nicht freiwillig ausgesucht. Meine Aufgabe ist es, bedürfnisorientiert unser Zusammenleben zu gestalten.
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